Was denkt eigentlich die Bevölkerung über die Arbeit der Polizei in der Pandemie?

Seit Jahren attestieren Befragungen der Öffentlichkeit der Polizei hohe Vertrauenswerte. Grundlage dessen ist eine kontinuierlich gute Arbeit der Polizeibeschäftigten. Aber wie denkt eigentlich die Bevölkerung nach mehr als einem Jahr Pandemie über die Polizei hierzulande? Das wollte die Gewerkschaft der Polizei (GdP) wissen und hat zu diesem Zweck Mitte April 2021 eine repräsentative Bevölkerungsumfrage beim Markt- und Sozialforschungsinstitut Civey in Auftrag gegeben. Es ging um Wertschätzung, Ausstattung, das Sicherheitsempfinden der Bevölkerung und polizeiliche Kompetenz.

Die Ergebnisse

Rund 94 Prozent der Deutschen finden, dass die Polizei in allen Bundesländern qualitativ gleich gut ausgestattet sein sollte.

Umfrage Ergebnisse

Aus der Sicht der Öffentlichkeit erscheint es demzufolge als logisch, dass die Polizei hierzulande allerorten über die gleichen und guten Ausstattungen verfügen sollte. Angesichts unterschiedlicher Kassenlagen sowie heterogener politischer Unterstützung der Polizeien von Bund und Ländern ist es bis dahin jedoch noch ein langer Weg. Und der unbestritten richtige und historisch bedingte föderale Ansatz der deutschen Polizei zeigt an dieser Stelle erhebliche Wirkung. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für die Besoldung der Beamtinnen und Beamten, die nach der Föderalismusreform von 2006 sehr unterschiedlich besoldet werden. Das hat zu deutlichen Einkommensunterschieden bei absolut vergleichbaren Tätigkeiten geführt.

15 Jahre nach der Reform driftet die Besoldung im deutschlandweiten Vergleich immer weiter auseinander. Einige Beispiele: Eine Kriminalkommissarin und ein Polizeihauptmeister verdienen in der Besoldungsgruppe A 9 im Saarland 33.070 Euro brutto im Jahresdurchschnitt. Ihre bayerischen Kolleginnen und Kollegen erhalten in derselben Besoldungsgruppe 36.850 Euro. Zum Vergleich: Im Bund erreicht man in der Eingangsstufe der betreffenden Gruppe A 9 rund 34.840 Euro

Etwa 96 Prozent der Befragten finden es wichtig für ihr persönliches Sicherheitsempfinden, dass die Polizei bei einem Notfall schnell eintrifft.

Umfrage Ergebnisse

Jede und jeder ist zumeist froh, nicht oft mit der Polizei in direkten Kontakt treten zu müssen. Tritt jedoch eine akute Lage ein, so zählt unter Umständen jede Sekunde. Und jede Sekunde mehr kann für Betroffene zur Qual werden. Es hat sich gezeigt, dass in den letzten Jahren Wartezeiten auf heraneilende Funkwagen zugenommen haben. Auch an dieser Stelle trägt der Föderalismus zu spürbaren Unterschieden bei. Das gilt vor allem für Flächenländer, in denen über sogenannte Restrukturierungen Sparpotenziale umgesetzt wurden. Dass bei solchen Planspielen Bürgerinteressen beziehungsweise Opferempfinden eine entscheidende Rolle gespielt haben ist mehr als fraglich. Vor dem Hintergrund der landauf landab sehr heterogenen Personal- beziehungsweise Fachkräftesituation und Ausstattungslage verwundert es die GdP nicht, dass

rund 68 Prozent der Deutschen Angst vor zunehmender Kriminalität im Internet haben.

Umfrage Ergebnisse

Je älter die Befragten, je höher fielen die Zustimmungswerte aus. Zwar tragen Medienberichte über Hackerangriffe, Datenlecks oder zunehmende Betrugsdelikte mit Onlinebezug zur Verunsicherung der Menschen bei, effektiv gegengesteuert haben politisch Verantwortliche nur bedingt. Zwar ist das Nationale Cyber-Abwehrzentrum seit Mitte 2011 dabei, groß angelegte Cyberangriffe abzuwehren, forensische Internetermittler bei den Polizeien werden jedoch weiterhin gesucht. Bei der Suche nach diesen Fachkräften befindet sich der öffentliche Dienst allerdings im Wettbewerb mit der Wirtschaft. Dort scheint man in vielerlei Bereichen deutlich attraktiver aufgestellt zu sein. Es ist höchste Zeit, die größtenteils verunsicherte Bevölkerung durch eine Kompetenzoffensive bei der Polizei und deutlich stärkere Präventionsmaßnahmen aufzufangen.

Eine große Mehrheit der Befragten (83 Prozent) ist der Auffassung, dass der Polizei in den letzten Jahren weniger Wertschätzung entgegengebracht wird.

Umfrage Ergebnisse

Angesichts der hohen Vertrauenswerte der Polizei in der Bevölkerung erscheint der Eindruck, die Polizei erhalte weniger Wertschätzung, nur zwangsläufig. Die Zahlen lassen vermuten, dass in der medienöffentlichen Wahrnehmung polizeilicher Arbeit und der, wie die Bevölkerung Polizei wahrnimmt, eine Lücke klafft. Insbesondere die beschreibende Darstellung von Polizeieinsätzen ohne tieferes Beschäftigen mit den rechtlichen sowie taktischen Hintergründen polizeilichen Handelns schieben der Polizei nicht selten den schwarzen Peter zu. Formulierungen, die der Polizei ein Interesse an gewalttätigen Auseinandersetzungen beispielsweise mit Demonstrierenden unterstellen sowie Anleihen aus dem militärischen Vokabular tun ihr Übriges. Hinzu kommen Pauschalisierungen, die dem demokratischen, rechtsstaatlichen Fundament der Polizei und dem, wie der weit überwiegende Teil der Polizeibeschäftigten dieses auslegen und auf die Straße bringen, nicht gerecht werden.

Nicht vergessen werden sollte, dass viele Menschen hierzulande Polizeibeschäftigte zu ihrem Familien- und Freundeskreis zählen und etliche Polizeibeschäftigte auch ehrenamtlich aktiv sind. An dieser Stelle kommt die Politik ins Spiel. Wenig überraschend spricht man im entspannten Austausch auch über seinen Beruf und dessen Umstände. Hohe Belastungen über Jahre, das Gleiche gilt für den Krankenstand, der eher zu- als abnimmt, schmale Personalressourcen, die Pensionswelle, Gesetze und Vorschriften, die effiziente Ermittlungsarbeit behindern, ungerechte Besoldungsunterschiede sowie variierende Tarifverträge, Digitalisierung im Schneckentempo, Ausstattungen, die oftmals der Zeit hinterherhinken oder die zu geringe Flexibilität bei der Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Freizeit. Das alles ist nicht neu. Und das ist das Unbefriedigende. Vieles bleibt in Ansätzen stecken, Ankündigungen verklingen, Agilität wird in Arbeitsgruppen und Projekten gefesselt und teils Ergebnisse als „Reformen“ tituliert.

So nimmt zwar die Empathie der Menschen gegenüber der Polizei zu, doch das kommt bei den Entscheidern längst nicht in dem Maße an, wie es sein sollte.